Silvia Billeter

ein Text von
Daniela Hodrová

Wer je in die Gegend gepilgert ist, die man Vysočina¹ nennt, hat wohl den eigenartigen Charakter dieser Landschaft wahrgenommen, die vor ihm stets aufs neue aufzutauchen scheint, die selbe und doch hinter jedem Hügel andere; stets tun sich vor ihm neue Horizonte auf, in gewissem Sinne offene, enthüllende, in einem anderen verschlossene, verschleiernde, hinweisend auf eine weitere Gestalt, zugleich aber auf ein derüber hinaus. Wer sich dann des öfteren in diese Hochebene begibt, diese Gegend zwischen Böhmen und Mähren, und noch dazu Maler ist, dem entgeht diese Eigenheit kaum und er verflicht sie, bewusst oder unbewusst, ins Bild seiner inneren Landschaft, in die Art, wie er diese Eigenart zu erfassen sucht. Die Schweizerin Silvia Billeter versucht das immer aufs neue in ihrem Zyklus “Hledat Petrkov - Petrkov suchen“, an dem sie seit Anfang der neunziger Jahre arbeitet, und der bis heute über 160 Arbeiten umfasst. Zum Symbol dieser Landschaft ist für sie Petrkov geworden, das kleine Dorf mit dem zerfallenden Schlösschen, in welchem sich die Vorfahren von Bohuslav Reynek (1892-1971) einst niedergelassen hatten. Die Verhängnisse der Geschichte, die über diesen Maler und Dichter, diesen Hirten und Seher hereinbrachen, als er hier mit der französischen Dichterin Suzanne Renaud und den beiden Söhnen lebte, prägten zutiefst das Schicksal des Hauses und seiner Bewohner, und doch wirkte die zauberhafte Anziehung dieses Ortes (dieses Haus-Wesens, wie es Sylvie Germain beschrieb), wo Reynek seine im Ausdruck einfachen und eine gelebte Geistlichkeit ausstrahlenden Werke schuf, auf mehrere Generationen von Künstlern, welche in Geist oder Wirklichkeit nach Petrkov pilgerten.